Dieses Glossar erklärt zentrale Begriffe aus meinen Blogartikeln rund um Dyskalkulie. Es hilft dir, wichtige Konzepte schnell nachzuschlagen – egal ob du gerade einen Artikel liest oder später etwas nachschlagen möchtest.
Für wen ist das Glossar gedacht?
Es richtet sich vor allem an Lehrpersonen, die heterogene Lerngruppen unterrichten und bei einem Kind den Verdacht auf Dyskalkulie haben, oder ein Kind mit Rechenstörung in ihre Klasse integrieren.
So nutzt du das Glossar:
Dieses Glossar ist dein Wegweiser durch die zentralen Begriffe rund um Dyskalkulie. Lies es komplett durch oder such dir gezielt die Begriffe heraus, bei denen du unsicher bist – du wirst ihnen in meinen Blogartikeln immer wieder begegnen.
Wenn du dich intensiv mit dem Thema Dyskalkulie auseinandersetzen möchtest, lege ich dir meine Themenwoche Dyskalkulie ans Herz. Du kannst dich dafür ganz einfach anmelden und ich schicke dir eine Woche lang Hintergrundwissen, Inputs und Tipps.
Hinweis: Die Themenwoche findet erstmals im Oktober 2025 statt. Mit der Anmeldung bist du auf der Liste vorgemerkt und wirst rechtzeitig alle Informationen erhalten.
Dyskalkulie A–Z der Begriffe
20er-Feld
Das 20er-Feld ist ein strukturiertes Punktefeld (meist 2 Reihen à 10 Punkte), das Kindern hilft, Mengen visuell zu erfassen und das Dezimalsystem zu verstehen. Besonders hilfreich zur Förderung der quasi-simultanen Mengenerfassung.
Die Punktefelder gibt es auch als 10er- und 100er-Felder. In meinen Materialien biete ich außerdem gerne ein 30er-Feld an, um die Zahlenraumerweiterung von 20 auf 100 zu erleichtern.
Abklärung / Abklärungsverfahren
Ein Abklärungsverfahren dient dazu festzustellen, ob bei einem Kind eine spezifische Lernstörung – wie z. B. eine Rechenstörung – vorliegt. Abklärungen werden meist von schulpsychologischen Diensten oder spezialisierten Fachstellen durchgeführt. Sie beinhalten Tests, Gespräche und Beobachtungen und sollten gut vorbereitet und sinnvoll eingebettet sein.
Abklärungen sind häufig entscheidend dafür, ob ein Kind in der Schule zusätzliche Ressourcen erhält. Je nach Diagnose stehen die Chancen dafür besser oder schlechter.
Worauf du fachlich und menschlich achten solltest, bevor du Eltern eine Abklärung empfiehlst erfährst du im Artikel „Verdacht auf Dyskalkulie – so führst du Elterngespräche mit Klarheit und Empathie“ (erscheint in Kürze).
Anzahlerfassung
Anzahlerfassung ist ein Oberbegriff für die Fähigkeit, eine gezeigte Menge zu erkennen – entweder auf einen Blick oder durch strukturierte Wahrnehmung.
Es wird dabei zwischen simultaner Anzahlerfassung und quasi-simultaner Anzahlerfassung unterschieden.
Diagnose (bei Dyskalkulie)
Mit einer Diagnose wird die Rechenstörung formal festgestellt. Dies geschieht durch qualifizierte Fachpersonen – meist im Rahmen eines standardisierten Abklärungsverfahrens.
Eine Diagnose allein führt nicht automatisch zu schulischen Fördermaßnahmen. Trotzdem kann sie auf verschiedene Weise entlastend wirken.
Es ist wichtig vorgängig verschiedene, systemische Aspekte der Diagnose zu bedenken und im Gespräch mit den Eltern transparent zu kommunizieren.
Dienes-Material
Das Dienes-Material ist ein sehr beliebtes und weit verbreitetes mathematisches Anschauungsmaterial, das Stellenwerte durch Würfel (Einer), Stäbchen (Zehner) und Platten (Hunderter) sichtbar macht. Es wird häufig in der Grundschule eingesetzt, um Zahlverständnis und Dezimalsystem handelnd zu fördern.
Doppeltes Diskrepanzkriterium
Das doppelte Diskrepanzkriterium ist ein Diagnosekriterium für Lernstörungen gemäß ICD-11: Es verlangt, dass die schulische Leistung (z. B. in Mathematik) deutlich schlechter ist als der allgemeine Altersdurchschnitt und deutlich unter dem liegt, was aufgrund der Intelligenz des Kindes zu erwarten wäre.
Dieses Kriterium erschwert die Diagnose von Dyskalkulie, wenn das Kind trotz Rechenschwäche in anderen Bereichen gute Leistungen zeigt.
Das doppelte Diskrepanzkriterium ist leider häufig der Grund, warum Kinder trotz Diagnose keine zusätzliche schulische Unterstützung erhalten.
Dyskalkulie
Eigentlich ist der korrekte Begriff “Rechenstörung”. Allerdings hält sich der ältere Begriff “Dyskalkulie”, sodass ihn selbst Fachpersonen gerne nutzen. Es handelt sich dabei um eine anerkannte Lernstörung im mathematischen Bereich. Kinder mit Dyskalkulie haben anhaltende Schwierigkeiten beim Verstehen von Zahlen, Mengen und Rechenoperationen – trotz normaler Intelligenz und angemessenem Unterricht.
Wenn du mehr rund ums Thema Dyskalkulie erfahren möchtest, kann ich dir meine “Themenwoche Dyskalkulie” wärmstens ans Herz legen. Ich schicke dir eine Woche lang täglich Hintergrundwissen, Tipps und Impulse rund um das komplexe Thema.
EIS-Prinzip
Ein didaktisches Modell, das besagt, dass mathematisches Lernen idealerweise über drei Ebenen verläuft:
- Enaktiv (handelnd),
- Ikonisch (bildlich),
- Symbolisch (mit Zahlen und Zeichen).
Kinder mit Dyskalkulie haben häufig Schwierigkeiten mit dem Transfer zwischen den Repräsentationsmodi.
Enaktive Modalität
Unter der enaktiven Modalität verstehen wir den handelnden Zugang zu Mathematik, z. B. mit Würfeln, Stäbchen oder Fingerbildern. Dieser Zugang wird häufig als Einstiegsmodalität in neue Themen gewählt.
Flexibles Zählen
Das flexible Zählen ist wie eine Brücke zwischen reinem (Ab-)Zählen und echtem Mengenverständnis. Das Kind kann z. B. von einer beliebigen Startzahl weiterzählen (statt bei 0 oder 1 zu beginnen) und in Schritten (z. B. 2er, 5er und 10er Schritte) vor- und rückwärts zählen.
Flexibles Zählen eignet sich als Fördermaßnahme besonders gut, wenn sich ungünstige Zählstrategien verfestigen.
Ikonische Modalität
Die ikonische Modalität ist die bildliche Darstellung mathematischer Inhalte. Dazu zählen z. B. Punktefelder, Würfelbilder oder die farbliche Markierung von Stellenwerten.
Intermodalitätsprobleme
Unter Intermodalitätsproblemen verstehen wir die Schwierigkeiten beim Wechsel zwischen verschiedenen Darstellungsformen mathematischer Inhalte (z. B. vom Handeln zum Bild oder vom Bild zur symbolischen Aufgabe).
Schwierigkeiten bei dieser Transferleistung sind ein typisches Merkmal bei Kindern mit Rechenschwierigkeiten.
Leidensdruck
Diesen Begriff höre ich in der Schule immer häufiger. Ursprünglich stammt der Begriff aus der psychologischen Diagnostik: Leidensdruck bezeichnet das Maß, in dem ein Kind selbst oder sein Umfeld unter einer Schwierigkeit leidet.
Ein hoher Leidensdruck – z. B. durch Ängste oder Selbstzweifel im Umgang mit Mathematik – kann ein wichtiger Hinweis auf den Förderbedarf sein, auch wenn (noch) keine Diagnose gestellt wurde.
Mengenerfassung
Unter Mengenerfassung verstehen wir die Fähigkeit, Mengen auf einen Blick oder durch kurze Betrachtung zu erkennen – ohne zu zählen. Eine wichtige Grundlage für Zahlverständnis und frühe Rechenstrategien.
Dieser Begriff wird häufig synonym zur Anzahlerfassung verwendet.
Prävention / Präventive Förderung
Maßnahmen zur frühen Unterstützung von Kindern mit ersten Anzeichen einer Rechenschwäche – in der Regel noch vor einer offiziellen Diagnose – werden als präventive Maßnahmen bezeichnet.
Ziel ist es, Schwierigkeiten möglichst früh zu erkennen und durch gezielte Förderung zu verringern oder zu vermeiden. Besonders wirksam sind präventive Maßnahmen im Vorschulalter und in den ersten beiden Schuljahren.
Quasi-simultane Anzahlerfassung
Bei der quasi-simultanen Anzahlerfassung werden strukturierte Mengen (z. B. auf dem 10er- oder 20er-Feld) erkannt, indem das Kind Teilmengen visuell erfasst und daraus auf die Gesamtmenge schließt.
Simultane Anzahlerfassung
Unter simultaner Anzahlerfassung versteht man das spontane Erkennen kleiner unstrukturierter Mengen (meist bis vier) auf einen Blick – ohne Zählen. Die simultane Anzahlerfassung ist essenziell für ein natürliches Mengenverständnis.
Symbolische Modalität
Die symbolische Modalität ist die Darstellung von Mathematik durch Zeichen, Ziffern und Rechenzeichen (z. B. 11 + 23 = ___). Dieser Repräsentationsmodus ist die höchste Abstraktionsebene im EIS-Modell.
Um das Verständnis für diese abstrakte Form zu fördern, lohnt es sich, auch andere Repräsentationsmodi in die Didaktik mit einzubeziehen.
Zählstrategie
Mit der Zählstrategie gelangt das Kind durch Abzählen zur Lösung – oft in Kombination mit den Fingern. Viele Kinder mit Dyskalkulie nutzen diese Strategie übermäßig lange und unflexibel, da sie wenig alternative Zugänge haben.
Zahlzerlegung
Das Zerlegen von Zahlen ist eine Grundfertigkeit im Zahlenraum bis 10 (später bis 20), bei der eine Zahl in verschiedene Summanden zerlegt wird – z. B. 7 = 3 + 4 oder 2 + 5. Zahlzerlegungen bilden die Grundlage für das Verständnis von Plus- und Minus-Aufgaben.
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